Das Offene Ohr - ein besonderer Ort

Das Offene Ohr ist ein Kunstwerk, das Aufmerksamkeit erregt. Es ist groß und erinnert in geschlossenem Zustand an ein Gesicht mit überdimensionalen Ohren. Wenn die beiden Hälften auseinander gezogen sind, öffnet sich ein geschützter Raum für Gespräche, zum Zuhören oder ein Ort der Ruhe mitten im Trubel. 

Das Offene Ohr befindet sich momentan im Winterquartier, weil es für Gespräche im Freien zu kalt geworden ist.

 

Allerdings treffen Sie ab 4. Januar immer donnerstags von 10 Uhr bis 12 Uhr auf dem Aschaffenburger Waldfriedhof im Raum der Stille (direkt neben dem Eingang zur Trauerhalle) eine Seelsorgerin / einen Seelsorger an, mit der /dem Sie über Ihre Anliegen, Sorgen, Freuden, Nöte sprechen können.
Der Raum ist geheizt und es gibt eine Tasse Tee zum Aufwärmen. Dieser Raum ist auch außerhalb unserer Sprechzeiten geöffnet als Angebot des Friedhofsamts an alle Menschen. 

Außerhalb dieser Zeit finden Sie im Kirchenladen ein offenes Ohr unserer Mitarbeitenden. 

Ohr geschlossenSchönborner Hofohr in vhsPlauderei mit Eva

Das „Offene Ohr“ auf dem Altstadtfriedhof gibt Raum für alle Sorgen und Fragen - ein Erfahrungsbericht

Einsamkeit, Kirchenkritik, Konflikte am Arbeitsplatz, Gesundheitliche Probleme und Plaudereien….

„Wir hören, was Sie zu sagen haben und wir schweigen auch mit Ihnen!“

Unter diesem Motto sind Pfarrerin Gitter und Gemeindereferentin Eva Meder-Thünemann seit Anfang Juli auf dem Altstadtfriedhof mit ihrem „Offenen Ohr“ präsent. Dabei ist es oft gar nicht so einfach, den Menschen deutlich zu machen, dass wir nichts von ihnen wollen, keine Mitgliedschaft, keine Spende, kein Engagement. Im Offenen Ohr möchten wir beiden Mitarbeiterinnen der evangelischen und katholischen Kirche einfach nur da sein für die Menschen, egal welchen Glaubens oder welcher Einstellungen.

Wir haben damit einen Traum umgesetzt: Nicht warten, bis jemand kommt, sondern da sein, wo die Menschen sind.

Im Ökumenischen Kirchenladen im Rossmarkt 30 haben sie dieses Prinzip bereits seit fast 15 Jahren verwirklicht, doch wir wollten noch einen Schritt weitergehen. Mit dem „offenen Ohr“ sind wir zum Zuhören da und können ganz unkompliziert angesprochen werden.

Wobei wir in der Hauptsache selbst auf die Leute zugehen und dann sehen, ob jemand Zeit und Lust hat, sich mit uns zu unterhalten! Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie sich die Menschen öffnen, sobald man sagt: „Bei uns kann man einfach mal was loswerden, was man auf dem Herzen hat.“ Für manche Friedhofsbesucher ist das gerade nicht das Richtige, aber fast alle bleiben wenigstens kurz stehen, schauen sich das eindrucksvolle Objekt einmal genauer an oder wünschen freundlich einen guten Tag.

Andere beginnen sehr schnell damit, ihre Geschichte zu erzählen. Manchmal wird gelacht, aber es wird auch geweint. Immer wieder kommen auch kirchenkritische Fragen auf, die Menschen sind dankbar, dass mal jemand von der Kirche sich sehen lässt und ganz offensichtlich Zeit hat.

Zwischen den Begegnungen heißt es aber auch: Warten, warten, warten. Und das ist für uns Kirchenfrauen nicht immer leicht, erleben wir doch sonst in unseren Berufen oft Termindruck und Stress. „Schön, dass der Altstadtfriedhof mit seinen alten Bäumen und dem Vogelgezwitscher die Wartezeit verschönt.“ meint die Gemeindereferentin Eva Meder-Thünemann. „So komme ich auch zu meiner kleinen Dosis Naturerfahrung und kann im Grünen meine Gedanken schweifen lassen.  Sehr gut kann man dabei auch beobachten, dass Friedhöfe ein Ort der Begegnung, der Besinnlichkeit sein können, Viele nutzen ihn auch als kleine Oase der Ruhe, in der es einfach angenehm ist, zu verweilen. So wird die Zeit des Wartens zwischen den Begegnungen auch ein wichtiges Signal an die Besucherinnen und Besucher des Friedhofes. Einfach da sein, das muss man auch gleich sehen und spüren, wenn man eine von den beiden und ihr „Offenes Ohr“ auf dem Friedhof entdeckt.

Eine Besucherin sagte sogar: „Es ist gut, dass Sie einfach da sind, auch wenn mal niemand kommt. Das ist ein wichtiges Zeichen. Es wird so viel über die Kirche geschimpft. Ich erzähle das gerne weiter, dass hier so etwas Gutes geschieht.“ (Eva Meder-Thünemann)